Der Wunsch nach Atmosphäre – und die Realität von tropfendem Wachs
Kerzen gehören für mich seit Jahren zu den kleinen Wohlfühlhelfern des Alltags. Gerade jetzt, mit Anfang 40, schätze ich sie mehr denn je. Nach einem stressigen Tag sind sie für mich wie ein kleiner Reset-Button – Licht an, Duft einatmen, entspannen.
Während früher jede Duftkerze aus dem Drogeriemarkt ihren Weg in mein Zuhause fand, stört mich inzwischen vieles daran. Die künstlichen Aromen reizen manchmal meine Nase, die Preise steigen stetig, und die Verpackung ist alles andere als umweltfreundlich. Außerdem ist mir in letzter Zeit aufgefallen, wie kurz viele dieser Kerzen tatsächlich brennen – dafür, dass sie angeblich „Premiumqualität“ bieten.
Wie ich zum Candle Making kam
Weil ich gerne Neues teste, habe ich mich mit dem Thema DIY-Candle Making beschäftigt. Es klingt nämlich ziemlich verlockend: Kerzen selbst machen, aus natürlichen Zutaten, ganz individuell und mit Düften, die wirklich zu mir passen. Zusätzlich kann man alte Gläser upcyceln, Plastikmüll vermeiden und sich kreativ austoben – zumindest in der Theorie. Doch wie viel Spa steckt wirklich in der selbstgegossenen Duftkerze? Und ist das Ganze mehr als ein nettes Bastelprojekt fürs Wochenende?
Was braucht man für DIY-Kerzen?
Der Grundgedanke ist einfach: Wachs schmelzen, Duft – idealerweise ätherisch – hinzufügen, in ein schönes Glas gießen, warten. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Für eine funktionierende DIY-Duftkerze braucht es:
- Wachs (z. B. Sojawachs, Rapswachs, Bienenwachs)
- Dochte (aus Baumwolle oder Holz)
- Duftöle (naturrein oder parfümiert)
- Hitzebeständige Gefäße (z. B. alte Gläser, Tassen)
- Optional: Farbpigmente, getrocknete Blüten, Etiketten
Das Prinzip klingt simpel, aber die Umsetzung verlangt mehr als nur Enthusiasmus. Besonders das richtige Mischverhältnis und die korrekte Temperatur beim Schmelzen sind entscheidend.
Von duftender Euphorie bis wachsiger Enttäuschung
Ich startete meinen ersten Versuch mit einem DIY-Set aus dem Internet. Die Anleitung war schön bebildert, die Materialien wirkten hochwertig. Alles lief gut – bis zum Gießen. Der Docht rutschte weg, das Wachs wurde zu heiß, das Duftöl verflog. Als die Kerze endlich fest war, brannte sie ungleichmäßig und roch kaum.
Beim zweiten Versuch nahm ich ein Thermometer zur Hilfe, stabilisierte den Docht mit Wäscheklammern und dosierte das Duftöl besser. Ergebnis: Deutlich besser. Die Kerze brannte ruhiger, der Duft war da, aber dezent.
Was ich gelernt habe: Candle Making ist kein Hexenwerk – aber eben auch kein Selbstläufer. Es braucht Geduld, ein wenig Equipment und den Willen, Fehler zu machen.
Mehrwert oder Mogelpackung?
✅ Vorteile:
- Du weißt, was drin ist
- Kein Verpackungsmüll
- Alte Gläser werden zu neuem Leben erweckt
- Keine Parabene oder billige Duftstoffe
- Kreatives DIY-Erlebnis mit Wohlgefühl
❌ Nachteile:
- Viel Versuch und Irrtum
- Gute Zutaten sind nicht günstig
- Synthetische Duftöle oft trotzdem enthalten
- Kann bei falscher Handhabung brandgefährlich sein
- Hoher Zeitaufwand für ein kleines Ergebnis
Was sagt das Internet?
Auf Pinterest sehen DIY-Kerzen traumhaft aus: mit Trockenblumen, Farbverlauf und goldenen Etiketten. Die Realität in Foren wie Reddit ist weniger glanzvoll: „Meine Kerze hat nicht gebrannt“, „Wachs übergekocht“ oder „Geruch gleich null“ liest man dort oft.
YouTube-Tutorials helfen, aber viele setzen Vorwissen voraus. Wer dort nach „Candle Making Fail“ sucht, wird gut unterhalten und lernt viel.
Nachhaltigkeitsblogs loben die Idee, mahnen aber zur Sorgfalt: Nicht alles, was DIY ist, ist automatisch nachhaltig – vor allem, wenn Plastikdochte oder synthetische Duftstoffe im Spiel sind.
Mein Fazit: DIY-Candle Making macht nicht entspannter, aber stolz
Nach mehreren Versuchen habe ich es hinbekommen: eine Duftkerze, die schön aussieht, angenehm riecht und gleichmäßig abbrennt. Der Weg dahin war überraschend lehrreich. Ich schätze meine gekauften Kerzen jetzt mehr – aber ich genieße meine selbstgemachte umso intensiver.
Candle Making ist kein Instant-Wellnessprodukt, sondern ein echtes Hobby. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, wird mit Individualität und einem guten Gefühl belohnt. Aber es ist definitiv kein Trend für Eilige.
FAQ: DIY-Candle Making – die wichtigsten Fragen kurz beantwortet
Was ist die beste Wachsart?
Für Anfänger ist Sojawachs ideal: einfach zu verarbeiten, geruchsneutral und pflanzlich.
Wie viel Duftöl braucht man?
Etwa 8–10 % der Wachsmenge. Bei ätherischen Ölen lieber vorsichtig starten.
Wie lange müssen Kerzen trocknen?
Mindestens 24 Stunden, besser 48. Danach erst anzünden!
Kann man Kerzenreste recyceln?
Ja. Alte Kerzen einfach einschmelzen und neu gießen. Dochte aber immer frisch verwenden.
Wie gefährlich ist Candle Making?
Bei richtiger Handhabung unproblematisch. Wichtig: kein offenes Feuer, keine Überhitzung.
Sind DIY-Kerzen wirklich günstiger?
Langfristig ja – vor allem, wenn man viele macht. Die Erstausstattung ist aber nicht billig.
Wie nachhaltig ist das Ganze?
Nur mit natürlichen Materialien, bewusster Auswahl und Recycling-Aspekt. Glitzer und Plastik sind tabu.