Sabbatical: Sechs Monate Vanlife durch Europa mit der ganzen Familie

Mit meinen mittlerweile 40 Jahren fühle ich mich eigentlich noch ziemlich jung, zumindest meistens. Doch wenn ich meine Kinder anschaue und daran denke, dass demnächst die Schule vor der Tür steht, wird mir bewusst, wie schnell die Zeit vergeht. Jeden Tag werde ich aufs Neue daran erinnert, dass das Leben aus vielen Phasen und Möglichkeiten besteht – und so ist in mir der Wunsch entstanden, vor dem großen Schulstart noch einmal etwas ganz Besonderes zu erleben.

Was könnte da passender sein als ein Sabbatical – eine längere Auszeit, um mit der ganzen Familie Europa zu entdecken? Sechs Monate, in denen wir unsere gewohnten Alltagsroutinen gegen das Abenteuer tauschen und im Van quer über den Kontinent gondeln. Von malerischen Küstenstraßen bis zu mondänen Metropolen, von verträumten Dörfern bis zu mächtigen Bergkulissen – die Vielfalt Europas ist schier endlos.

In diesem Artikel möchte ich euch einen Einblick in unsere Vorbereitungen und Erfahrungen geben, Inspirationen teilen und natürlich auch die ein oder andere kuriose Frage aus dem Netz aufgreifen. Ob ihr selbst an so ein Sabbatical denkt oder einfach nur neugierig seid, wie es sich anfühlt, sein Leben auf vier Räder zu verlegen – ich hoffe, hier werdet ihr fündig.


Warum ein Sabbatical mit der Familie?

Zunächst einmal: Was ist überhaupt ein Sabbatical? Grob gesagt handelt es sich um eine berufliche Auszeit, die man (je nach Unternehmen und Absprache) nehmen kann, um sich zu erholen, weiterzubilden oder persönlichen Projekten nachzugehen. Für viele ist es eine Chance, endlich einmal länger und intensiver zu reisen. Wenn Kinder ins Spiel kommen, wird es natürlich etwas komplizierter – aber eben auch umso wertvoller.

Bevor das erste Kind eingeschult wird, hat man die vielleicht letzte Chance, gemeinsam „ungezwungen“ unterwegs zu sein, ohne an Schulferien gebunden zu sein. Ein halbes Jahr klingt dabei wie eine Ewigkeit, kann aber schneller vergehen, als man denkt! Gleichzeitig bedeutet es, dass man tiefer in die Länder und Kulturen eintauchen kann, anstatt nur die typischen Touristen-Highlights abzuhaken.

Vanlife – ist das nicht zu eng mit Kindern?

Vanlife ist ein Trend, der seit einigen Jahren großen Zulauf hat. Menschen konvertieren Transporter, Kastenwagen oder Wohnmobile in kleine, gemütliche Wohnungen auf Rädern. Der Charme: maximale Flexibilität, unterwegs sein und dennoch ein Gefühl von „Zuhause“ haben.

Natürlich stellt sich die Frage: „Wird das nicht zu eng, wenn man mit der ganzen Familie (sprich: zwei Erwachsene plus Kinder) im Van lebt?“ Ja, Platz ist im Van begrenzt, keine Frage. Aber es ist auch ungeheuer befreiend, nicht übermäßig viel Kram dabei zu haben. Mit strategischer Packweise, klugem Verstauen und einem gut organisierten Ablagesystem kann man mehr mitnehmen, als man denkt. Und die meiste Zeit verbringt man ja ohnehin draußen in der Natur oder beim Entdecken neuer Städte.

Reiseziele und Routen

Europa hat so viele verschiedene Regionen, dass man locker mehrere Jahre unterwegs sein könnte, ohne alles zu sehen. Die Frage ist: Worauf habt ihr Lust? Wir haben unsere sechsmonatige Tour grob in vier Abschnitte aufgeteilt:

  1. Skandinavien im Sommer: Da die Tage nördlich des Polarkreises unglaublich lang sind, lohnt sich eine Tour durch Schweden, Norwegen oder Finnland. Wunderschöne Fjorde, Seen und Wälder bieten reichlich Spielraum für Outdoor-Aktivitäten.
  2. Zentraleuropa: Von Deutschland über Österreich bis nach Tschechien oder Slowenien – hier finden sich kulturelle Schätze, imposante Alpenlandschaften und kulinarische Highlights.
  3. Mediterraner Süden: Ob Italien, Spanien oder Griechenland – der Süden lockt mit Sonnenschein, Stränden und einem entspannten Flair, das perfekt für Familien ist.
  4. Westeuropa: Frankreich, Portugal oder die Britischen Inseln – hier können Schlösser, Museen, Küsten und Metropolen erkundet werden.

Wichtig ist dabei vor allem, nicht zu viel auf einmal zu wollen. Es ist verlockend, jeden Tag in einem neuen Land aufzuwachen, aber ein paar Tage oder Wochen an ein und demselben Ort zu bleiben, gibt den Kindern (und übrigens auch den Erwachsenen) Zeit, anzukommen, Freundschaften zu schließen und durchzuatmen.

Alltag im Van

Der Alltag im Van? Ganz ehrlich, er hat seine Höhen und Tiefen. Zum einen ist da dieses faszinierende Gefühl der Unabhängigkeit: Wir entscheiden spontan, wo wir übernachten, was wir essen und wie wir den Tag verbringen. Zum anderen verlangt das Leben auf kleinem Raum Organisation und Kompromisse.

  • Morgens: Oft stehen wir früh auf (Kinder sind nun mal keine Langschläfer), frühstücken draußen, sofern das Wetter es zulässt, und planen, was wir heute sehen oder unternehmen möchten.
  • Unterwegs: Ein paar Stunden fahren, Hörspiele oder Musik anmachen. Wenn wir ankommen, erkunden wir erstmal die Gegend. Kinder freuen sich über Spielplätze oder auch mal eine Wanderung.
  • Kochen im Van: Mit einem kleinen Gaskocher ist vieles machbar, von Pasta bis Pfannengerichten. Ab und zu gönnen wir uns ein Restaurant – aber das kann das Reisebudget schnell strapazieren.
  • Abends: Wenn die Kinder im Bett sind, genießen wir Eltern gerne noch ein Glas Wein unter dem Sternenhimmel. Dazu das Rauschen der Wellen (im Idealfall) – klingt kitschig, ist es aber schön!

Tipps zur Finanzierung und Organisation

Ein halbes Jahr durch Europa touren bedeutet, dass sowohl Zeit als auch Geld investiert werden muss. Wer sich für ein Sabbatical entscheidet, sollte folgende Punkte bedenken:

  1. Arbeitsplatz klären: Mit dem Arbeitgeber absprechen, ob und wie eine beurlaubte Phase möglich ist. Einige Firmen bieten Sabbatical-Modelle an, andere sind offen für individuelle Lösungen.
  2. Budget: Je nachdem, wie komfortabel man reist, kann Vanlife günstiger oder teurer sein. Campingplätze kosten Geld, Wildcampen ist in vielen Ländern eingeschränkt möglich. Lebensmittel sind in Südeuropa manchmal günstiger als in Skandinavien. Ein grober Richtwert kann sein, pro Monat zwischen 1.500 und 3.000 Euro einzuplanen.
  3. Van anschaffen oder mieten: Wer keinen eigenen Camper hat, kann überlegen, einen zu mieten oder zu kaufen und hinterher wieder zu verkaufen. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile.
  4. Versicherungen und Sicherheit: Auslandskrankenversicherung, Auto-Vollkasko, eventuell Reisegepäckversicherung – alles Dinge, die man abklopfen sollte, um böse Überraschungen zu vermeiden.
  5. Wohnung & Immobilie: Wer seine Wohnkosten weiter reduzieren möchte kann auch seine eigene Wohnung über Airbnb vermieten oder einen Untermieter auf Zeit suchen. Hier sind Airbnb natürlich deutlich flexibler, falls ihr eure Reise frühzeitig abbrechen müsst.

Lernen unterwegs: Kinder und Bildung

„Was machen die Kinder während des Sabbaticals in puncto Bildung?“ – Eine berechtigte Frage. Vor dem Schuleintritt ist das natürlich noch etwas simpler. Trotzdem möchten viele Eltern, dass die Kinder nicht völlig „unbeschult“ bleiben.

  • Sprachliche Eindrücke: Kinder lernen spielerisch neue Vokabeln – ob es nun die Begrüßung auf Spanisch oder dänische Zungenbrecher sind.
  • Natur und Kultur: Museen, Zoos, Naturparks – nichts ist spannender, als vor Ort zu sehen, was man sonst nur in Büchern liest.
  • Selbstgemachte „Reisetagebücher“: Kinder können (ggf. mithilfe der Eltern) malen, Fotos einkleben oder kleine Texte schreiben. So bleibt das Erlebte besser im Gedächtnis.

Userstimmen und kuriose Fragen aus dem Netz

Userstimme #1 – Leonie, 35

„Wir waren drei Monate in Südfrankreich und Spanien im Van unterwegs, bevor unsere Zwillinge eingeschult wurden. Eigentlich hatten wir Angst, dass es zu stressig wird. Aber diese Reise war das Beste, was wir je gemacht haben. Unsere Kids reden noch immer davon und sprechen jetzt fließend ‚Hola‘ und ‚Bonjour‘.“

Userstimme #2 – Marc, 42

„Unsere Freunde hielten uns für verrückt: Ein halbes Jahr frei nehmen, ein altes Wohnmobil kaufen und dann kreuz und quer durch Europa fahren? Aber wir haben dadurch ein ganz neues Zusammengehörigkeitsgefühl bekommen. Klar, gab’s auch Streit, aber diese Momente waren schnell vergessen, wenn wir gemeinsam am Strand saßen und den Sonnenuntergang bestaunt haben.“

Kuriose Frage #1

„Kann man im Van auch eine Spülmaschine einbauen?“
Antwort: Theoretisch ja, es gibt kleine Spülmaschinen für Camper, aber das ist eher die Ausnahme. Meist reicht eine Schüssel und ein Waschbecken. Spülmaschinen verbrauchen viel Strom und Platz, was beides oft knapp ist.

Kuriose Frage #2

„Was, wenn ich in der Zeit einen neuen Job suche – geht das auch unterwegs?“
Antwort: Klar, viele Jobsuche-Prozesse laufen mittlerweile online. Man könnte sich also unterwegs auf Stellenausschreibungen bewerben und Videointerviews führen. Aber es ist natürlich nicht ganz so einfach wie aus den eigenen vier Wänden.

Kuriose Frage #3

„Geht das wirklich 24/7? Man braucht doch mal Raum für sich?“
Antwort: Stimmt, man sitzt sich schon sehr auf der Pelle. Viele Familien bauen Pausen ein, in denen ein Elternteil mal alleine spazieren geht oder ins Café, während der andere den Nachwuchs beschäftigt. Ein Van kann zwar eng sein, aber die weite Welt drumherum ist dein Spielplatz!


Persönliches Fazit

Mit 40 frage ich mich oft, ob ich manche Chancen einfach verpasse, weil der Alltag mich zu sehr einspannt. Ein Sabbatical, um mit meiner ganzen Familie sechs Monate durch Europa zu reisen, klingt wie ein Traum – und vielleicht ist es auch einer. Aber ein Traum, den man umsetzen kann, wenn man sich traut und entsprechend plant.

Das Vanlife selbst ist keine reine Idylle: Es gibt Momente, in denen man fluchend vor dem Motorraum steht oder hofft, dass der nächste Campingplatz noch einen Stellplatz frei hat. Doch die Freiheit, tagtäglich neue Eindrücke zu sammeln, und die Familienzeit, die man so intensiv vermutlich nie wieder bekommt, sind unbezahlbar. Wenn die Kinder später auf ihr erstes Schuljahr zurückblicken, werden sie sagen: „Hey, wir sind damals schon durch Europa getourt, bevor ich den Ranzen auf dem Rücken hatte!“ – und das sind Geschichten, die ein Leben lang bleiben.

Ich kann nur jedem raten, der sich mit dem Gedanken trägt: Macht es! Organisiert euch gut, sprecht mit dem Arbeitgeber, rechnet das Budget durch und dann wagt das Abenteuer. Spätestens wenn ihr in einer abgelegenen Bucht in Griechenland am Lagerfeuer sitzt und dem Rauschen der Wellen lauscht, wisst ihr: Das war die richtige Entscheidung.


FAQ (Häufig gestellte Fragen zum Sabbatical in Europa)

  1. Brauche ich spezielle Genehmigungen, um sechs Monate in Europa zu reisen?
    • Innerhalb der EU genügt für EU-Bürger in der Regel ein Personalausweis oder Reisepass. Allerdings solltest du die Aufenthaltsbestimmungen des jeweiligen Landes prüfen, wenn du länger als drei Monate bleiben willst.
  2. Wie finanziere ich so ein Sabbatical?
    • Manche Arbeitgeber bieten Sabbatical-Programme an, bei denen du vorab Gehalt ansparst. Andere sparen privat. Eventuell kann man auch seine Wohnung untervermieten, um Kosten zu decken.
  3. Was ist mit Krankenversicherung?
    • Innerhalb der EU gilt die europäische Krankenversicherungskarte. Dennoch sollte man einen erweiterten Auslands-Krankenschutz abschließen, gerade wenn man weiterreist als nur in EU-Länder oder besondere Leistungen will.
  4. Wie alt sollten die Kinder sein?
    • Das ist Geschmackssache. Vor der Schulpflicht ist es am einfachsten, da man nicht an Ferienzeiten gebunden ist. Mit Schulkindern ist es etwas komplizierter, aber nicht unmöglich – Stichwort „Homeschooling“ oder Schulauszeit mit behördlicher Genehmigung.
  5. Kann ich einen Hund mitnehmen?
    • Viele nehmen ihre Haustiere mit. Beachte aber die Einreisebestimmungen (EU-Heimtierausweis, Impfnachweise) und ob dein Vierbeiner das Reisen verträgt.
  6. Ist Wildcampen in Europa erlaubt?
    • Unterschiedlich. In manchen Ländern (z. B. Norwegen) ist es recht großzügig geregelt, in anderen ist es strikt verboten oder nur auf privaten Flächen mit Erlaubnis des Eigentümers möglich. Informiere dich am besten vorab.
  7. Ist Vanlife immer günstiger als normales Reisen?
    • Nicht zwingend. Campingplätze kosten auch Geld, und Sprit kann teuer sein. Es hängt stark von deinem Reisestil ab – und natürlich vom Fahrzeug.
  8. Was mache ich mit meinem ganzen Hausrat während der Reise?
    • Entweder ist jemand zuhause (z. B. Untermieter), oder du lagerst Möbel und Kisten ein. Viele lösen auch ihre Wohnung auf, wenn sie wirklich länger unterwegs sind, und suchen nach der Rückkehr neu. Das ist aber eine persönliche Entscheidung.

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